Post by Markus KaufmannIch hatte mir das ungefähr so vorgestellt: LC-Glied als Filter
für die 77,5kHz, danach Transister um das Signal auf vernünftige
Spannung zu bringen. Das Ergebnis direkt an den Microcontroller.
Geht das wirklich so einfach oder ist das zu naiv gedacht?
Ja.
Wenn das Signal von einer Ferritantenne aufgenommen wird ist es sehr, sehr,
sehr klein und der Signal-Rausch-Abstand ist sehr, sehr, sehr gering.
Schließlich wird das Signal schmalbandig nur mit wenigen Kilowatt über
1000km weit versendet, ich kenne Leute, die empfangen das Signal noch in
Nordschweden oder in Spanien...
Ein einfaches LC-Filter ist nicht in der Lage das Signal genügend
schmalbandig zu filtern, wenn man ein so gefiltertes Signal stark
verstärkt, dann verstärkt man das Rauschen mit und das Signal ist nicht
eindeutig zu identifizieren. Es sei denn man ist Marketingmann und verkauft
DSPs mit beliebig hochauflösenden ADCs "Wir machen das Alles digital...".
Diese einfachen Temic-IC und deren Nachbauten machen das ganz prima mit
mehrstufigen Verstärkern, die zusätzlich noch über eine AGC verfügen und
gefiltert wird auch mit ein oder zwei Quarzfiltern...
Die Datenblätter von diesem Gunter Semikonductor IC AK2125 zeigt das doch
ganz gut, ist glaube ich ein altes IC-Design von Telefunken/Junghans,
damals noch U2125. Gunter Semiconductor baut ja auch noch den alten
AM-Empfänger TCA440, der früher auch gerne für DCF missbraucht wurde...
hier die Datenblätter zum Ansehen:
http://www.gsg-asia.com/wpl_ic.htm
und was es sonst noch gibt hier, schon mehrfach erwähnt:
http://www.cl.cam.ac.uk/~mgk25/lf-clocks.html
der Temic U4223B tastet die Hüllkurve mit einem kleinen 4-Bit DAC ab, so
dass man noch ein wenig Korrelation betreiben kann, um so die verdelltesten
Impulse noch zu erkennen, "DCF au Maroc" ?
Wie gesagt, das größte Problem ist die geringe Bandbreite, bei 78,125kHz
liegt ja schon die 5 Oberwelle der Zeilenfrequenz vom Fernsehen und die
Horizontalablenkspulen und die Zeilentrafos der Fernseher sind schon
ordentliche Sender im vergleich zu einem 1000km entferneten 15kW-Sender...
78,125-77,500kHz = 625Hz Abstand! Kein Wunder, dass schlechte DCF-Emfäger in
der Nähe von Fernsehern blind sind...
Also lange Rede, kurzer Sinn:
1. Es muß sehr schmalbandig gefiltert werden, weil das Sendesignal eine
geringe Bandbreite hat und sonst im Rauschen verschwindet, ausserdem gibt's
dicht benachbarte Störquellen (5. Oberwelle der FS-Zeilenfrequenz).
2. Hohe Verstärkung muß sein, weil das Signal ziemlich klein ist...
3. Die Verstärkung muß wegen sich ändernder Ausbreitungseigenschaften
geregelt werden (AGC)...
4. Das Signal muß dann noch AM-demoduliert werden...
5. ein Komparator (= 1Bit-ADC) sorgt dann für die Impulsrückgewinnung
Und das bekommt man alles inklusive Antenne und abgeglichen und getestet und
mit Beipackzettel (und CE?) von Conni als Modul...
Oder man kauft bei Farnell oder so ein U212x und baut den mit Quarz usw.
selbst auf...
Oder man "googelt" in den alten Karteikisten der Stadtbibliothek nach alten
Elektor-/ELRAD-/ELO-Zeitschriften. Als DCF gestartet wurde gab's noch keine
billigen ICs/Module für jedermann, da hat jede Elektronikzeitung der frühen
80er mindestens eine Schaltung aus Transistoren und/oder herkömmlichen
Rundfunk-ICs veröffentlicht, manche haben das Telegramm sogar ohne
Controller oder Prozessor dekodiert und angezeigt...
Gruß aus Kiel,
Ing.olf