Discussion:
Kapazitive Kopplung?
(zu alt für eine Antwort)
Johannes Bauer
2005-08-02 20:03:28 UTC
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Hallo Gruppe,

heute habe ich ein seltsames Phänomen beobachtet: ich habe einen
Fußschalter (1 Schließer) an eine Art "Verlängerungsstecker" angebaut:
also ein kleines Kästchen, das vorne einen Stecker hat und auf dem
gleich wieder eine Steckdose sitzt (das Ding ist schon dafür gemacht,
dass man einen Fußschalter dranbaut).

Naja auf jeden Fall wollte ich das Stromnetz ganz abtrennen; da das aber
ja nur 1 Schließer ist, musste ich bestimmen, wie rum ich den Stecker in
die Steckdose stecke. Also Phasenprüfer geholt: der eine Pol leuchtet
nicht, der andere leuchtet aber. Also Stecker gedreht und nochmal
gemessen. Der eine leuchtet nicht, der andere aber wieder!

Dann habe ich probiert, den Fußschalter zu drücken und loszulassen: in
einer Position veränderte sich das Licht nicht (offenbar Phase direkte
Verbdinung), in der anderen wurde es nach drücken des Tasters merklich
heller (offenbar Neutral mit direkter Verbindung, Phase durch den Taster).

Dann habe ich das Voltmeter geholt: es misst bei nicht gedrücktem Taster
in der einen Steckerposition 120VAC, in der anderen Position 140VAC.

Jetzt habe ich schonmal was von kapazitiver Kopplung mit der Erde
gehört. Ist das das Phänomen, das meine Messungen erklärt? Was genau
bildet hier einen Kondensator? Wieviel "Kurzschlußstrom" kann dieser
"Kondensator" liefern, welche Kapazität hat er? Kann ich den Effekt
durch irgendwelche Schaltungsänderungen vermeiden oder ist das unnötig?

Gruß,
Johannes
Joerg
2005-08-02 20:20:47 UTC
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Hallo Johannes,

Irgendwie kann ich den genauen Aufbau nicht sehen. Aber ein
Phasenpruefer mit Glimmlampe leuchtet schon bei wenigen Mikroampere. Die
Kapazitaet der Draehte zueinander in einigen Metern Netzschnur reicht schon.

Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com
Johannes Bauer
2005-08-02 20:52:03 UTC
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Post by Joerg
Irgendwie kann ich den genauen Aufbau nicht sehen.
Tut mir leid, ich hab mich wohl ein bischen blöd ausgedrückt. Hier
nochmal eine Zeichnung zum Besten, ich hoff dann wirds etwas klarer:

Stecker
III III Fußschalter
| | /
| +------------/ ----+
| |
| +-------------------+
| |
| |
_ _
/ \ / \
Steckdose

Das Zuleitungskabel zum Fußschalter ist etwa 3m lang, die Strecke
Stecker/Steckdose circa 5cm.
Post by Joerg
Aber ein
Phasenpruefer mit Glimmlampe leuchtet schon bei wenigen Mikroampere. Die
Kapazitaet der Draehte zueinander in einigen Metern Netzschnur reicht schon.
Mikroampere? Wow, so wenig. Ich dachte das benötigt mindestens so
0,5-1mA... mal eben um den Faktor 1000 verschätzt. Wenn die Drähte der
Netzschnur einen Kondensator bilden (kann man ja am obigen Diagramm gut
sehen wo der entsteht) ist der also tatsächlich groß genug um die
Glimmlampe zum Leuchten zu bringen...

Mich haben halt vor allem die 120/140V gewundert, ich hatte in
Erinnerung irgendwo mal was von 1/2*U gelesen zu haben in irgendsoeinem
Fall. Irgendwie trau ich mich aber trotzdem nicht, den Kurzschlußstrom
gegen Erde (= mich) zu messen, ich hab da immer ein sehr ungutes Gefühl
und bin echt vorsichtig. Scheint aber dann ja wirklich klein zu sein.

Gruß,
Johannes
Joerg
2005-08-02 22:07:35 UTC
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Hallo Johannes,
Post by Johannes Bauer
Post by Joerg
Aber ein
Phasenpruefer mit Glimmlampe leuchtet schon bei wenigen Mikroampere. Die
Kapazitaet der Draehte zueinander in einigen Metern Netzschnur reicht schon.
Mikroampere? Wow, so wenig. Ich dachte das benötigt mindestens so
0,5-1mA... mal eben um den Faktor 1000 verschätzt. Wenn die Drähte der
Netzschnur einen Kondensator bilden (kann man ja am obigen Diagramm gut
sehen wo der entsteht) ist der also tatsächlich groß genug um die
Glimmlampe zum Leuchten zu bringen...
Es koennten auch mehr sein. Ich kann mich dunkel an eine Glimmlampe
erinnern, die etwa 1cm Duchmesser hatte und ein fast so grosses rundes
Leuchtfeld. Die zog etwa 200uA. In Spannungspruefern sind sie aber viel
winziger. Zuenden tun sie ueber die Spannung und halten den Glimmvorgang
dann auch bei ganz geringen Stroemen.

Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com
Michael Eggert
2005-08-02 22:18:48 UTC
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Johannes Bauer <***@gmx.de> wrote:

Hi!
Post by Johannes Bauer
Mich haben halt vor allem die 120/140V gewundert, ich hatte in
Erinnerung irgendwo mal was von 1/2*U gelesen zu haben in irgendsoeinem
Fall.
Wenn Du den Schutzleiter noch mit im Kabel zum Fußschalter gelegt hast
(und steckerseitig angeschlossen, ist klar...) dann hätte die
"beidseitig offene" Leitung die gleiche Kapazität sowohl zu L als auch
zum Schutzleiter. Das wäre dann der Fall, wo die halbe Spannung
rauskommt.

Sobald Du aber Dein Multimeter dranklemmst, ändert sich sowieso alles.
Falls Du also keinen Schutzleiter drin hast, wirst Du 230V auf der
offenen Leitung haben, und sobald Du das Multimeter dranhälst, bricht
die Spannung zusammen.

Gruß,
Michael.
Joerg
2005-08-02 22:29:10 UTC
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Hallo Michael,
... dranhälst, ...
OT Frage aus der weiten Ferne, wo wir keine deutschen Spell Checker
haben: Schrieb man das immer so? Oder ist es neue Rechtschreibung?

Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com
Dieter Wiedmann
2005-08-02 22:37:50 UTC
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Post by Joerg
... dranhälst, ...
OT Frage aus der weiten Ferne, wo wir keine deutschen Spell Checker
haben: Schrieb man das immer so? Oder ist es neue Rechtschreibung?
Oooch, wegen des einen Unterschlagenen 't' vermutest du gleich die
'böse' neue Rechtschreibung.;-)


Gruß Dieter
Michael Eggert
2005-08-02 22:56:28 UTC
Permalink
Joerg <***@removethispacbell.net> wrote:

Moin!
Post by Joerg
... dranhälst, ...
Schrieb man das immer so? Oder ist es neue Rechtschreibung?
Oopsa, habbsch doch glatt ein t verschluckt. Darf ichs nachliefern?
Hier sollten genug drin sein, falls mit das mal wieder passiert:

... dranhalten tust ...

:-)
Michael.
Joerg
2005-08-03 00:13:54 UTC
Permalink
Hallo Michael,
Post by Michael Eggert
Post by Joerg
... dranhälst, ...
Schrieb man das immer so? Oder ist es neue Rechtschreibung?
Oopsa, habbsch doch glatt ein t verschluckt. Darf ichs nachliefern?
Danke, ich wusste es wirklich nicht mehr. Ich hatte mal haeltst
eingetippt, aber das so auch irgendwie komisch aus. Stimmt aber dann
wohl doch.
Post by Michael Eggert
... dranhalten tust ...
In Koelle, wo mer herkumme, wo dat angers:

.... drang holle daes ... (gar kein "t")

Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com
Michael Roth
2005-08-03 10:12:24 UTC
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Post by Joerg
... dranhälst, ...
OT Frage aus der weiten Ferne, wo wir keine deutschen Spell Checker
haben: Schrieb man das immer so? Oder ist es neue Rechtschreibung?
Aus dem aktuellen Duden, 23. Auflage:

- dranhalten, sich (ugs. für daranhalten, sich)

- halten; du hältst, er hält; du hieltst; du hieltest; gehalten;
halt[e]!; an sich halten; ich hielt an mich

Und nein, es ist nicht rot geschrieben, also keine neue Rechtschreibung...


Michael Roth
R. Bombach
2005-08-03 20:16:29 UTC
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Post by Michael Eggert
Post by Johannes Bauer
Mich haben halt vor allem die 120/140V gewundert, ich hatte in
Erinnerung irgendwo mal was von 1/2*U gelesen zu haben in irgendsoeinem
Fall.
Wenn Du den Schutzleiter noch mit im Kabel zum Fußschalter gelegt hast
(und steckerseitig angeschlossen, ist klar...) dann hätte die
"beidseitig offene" Leitung die gleiche Kapazität sowohl zu L als auch
zum Schutzleiter. Das wäre dann der Fall, wo die halbe Spannung
rauskommt.
Da hab ich mal ne Frage. Diese Kabel kenn ich, wobei
in der Schweiz die Zuordnung L und N gegeben ist.
Der Dritte ist L', aber PE kommt nicht vor. Kennt
jemand eine Bezugsquelle für solche Kabel, wo auch
PE mit drin ist? Wär praktisch für Trafos usw, wo
man den PE bräuchte.
--
mfg Rolf Bombach
Michael Lange
2005-08-02 22:30:53 UTC
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Hallo Johannes,

Vorweg: Man sollte niemals(!) Annahmen darüber treffen, wierum ein
Stecker in der Steckdose steckt, respektive an welchem Kontakt einer
Verlägerung o.ä. Phase und Nulleiter sind. Das hat schon zu viele Leben
gekostet!
Wenn das Stromnetz "ganz" abgetrennt werden soll, müssen _immer_ alle
stromführenden Verbindungen unterbrochen werden! Also Phase(n) und
Nulleiter. Der Schutzleiter kann unter besonderen Bedingungen auch mit
unterbrochen werden, jedoch muß er dann durch speziell konstruierte
Kontaktsätze _nach_ allen anderen Verbindungen geöffnet, und _vor_ allen
anderen Verbindungen wieder geschlossen werden.
Nach diesem Prinzip ist bspw. auch eine Schutzkontaktsteckdose
konstruiert, ebenso ist das bei Kabelanschlüssen zu berücksichtigen
(Stichwort: Herausreißen der Kabel aus dem Stecker/Gerät).
Post by Johannes Bauer
Mikroampere? Wow, so wenig. Ich dachte das benötigt mindestens so
0,5-1mA... mal eben um den Faktor 1000 verschätzt. Wenn die Drähte der
Netzschnur einen Kondensator bilden (kann man ja am obigen Diagramm gut
sehen wo der entsteht) ist der also tatsächlich groß genug um die
Glimmlampe zum Leuchten zu bringen...
Den Kondensator hast du ja schon entdeckt, und ja, es reicht u.U. schon.
Post by Johannes Bauer
Mich haben halt vor allem die 120/140V gewundert, ...
Ein altes Sprichwort lautet: Wer viel mißt, der mißt viel Mist.
Post by Johannes Bauer
... Irgendwie trau ich mich aber trotzdem nicht, den Kurzschlußstrom
gegen Erde (= mich) zu messen, ich hab da immer ein sehr ungutes Gefühl
und bin echt vorsichtig. Scheint aber dann ja wirklich klein zu sein.
Vorsicht! Erst noch mal gründlich darüber nachdenken! Wenn du den
Stecker "richtig" gesteckt hast, wird es vielleicht deine letzte
Messung! :-(

Wozu willst du überhaupt einen Kurzschlußstrom messen!? Wenn schon gegen
Erde messen, dann aber bitte den Schutzkontakt nehmen!

Nur zur theoretisch, zur Information:

Um das, was du feststellen willst, erkennen zu können, mußt du so
vorgehen: An der Steckdose eine kleine Last anschließen, und die
Spannung gegen den Schutzleiter (Erde) messen. Wenn die Phase über den
Schalter geht und dieser geöffnet ist, dann ist die Spannung ca. 0V,
sonst ca. Netzspannung (jeh nach dem, wie klein die Last ist, und von
welchem Kontakt der Steckdose du gegen den Schutzleiter mißt).

Aber nochmals: Tue das nicht! Baue dir dafür einen Kasten mit einem
2-poligen Relais.

HTH

Michael
--
Schreibt zusammen, was zusammengehört.
Johannes Bauer
2005-08-03 10:34:11 UTC
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Post by Michael Lange
Vorweg: Man sollte niemals(!) Annahmen darüber treffen, wierum ein
Stecker in der Steckdose steckt, respektive an welchem Kontakt einer
Verlägerung o.ä. Phase und Nulleiter sind. Das hat schon zu viele Leben
gekostet!
Nein, das mache ich normalerweise(tm) auch nicht... es war in dem
speziellen Fall nur als zusätzliche Schutzmaßnahme gedacht.
Post by Michael Lange
Wenn das Stromnetz "ganz" abgetrennt werden soll, müssen _immer_ alle
stromführenden Verbindungen unterbrochen werden! Also Phase(n) und
Nulleiter. Der Schutzleiter kann unter besonderen Bedingungen auch mit
unterbrochen werden, jedoch muß er dann durch speziell konstruierte
Kontaktsätze _nach_ allen anderen Verbindungen geöffnet, und _vor_ allen
anderen Verbindungen wieder geschlossen werden.
Macht es Sinn, den Schutzleiter abzutrennen? Ist der Grund für die
zeitverzögerte Öffnung/Schließung des Schutzleiters der, dass es
anderenfalls in dem Zeitraum, in dem die Phase schon wieder
durchgeschaltet ist, der Schutzleiter aber noch nicht ein Fehlstrom
ungehindert fließen kann? Was ist, wenn ein Relais alle drei Kontakte
quasi "zeitgleich" schaltet?
Post by Michael Lange
Nach diesem Prinzip ist bspw. auch eine Schutzkontaktsteckdose
konstruiert, ebenso ist das bei Kabelanschlüssen zu berücksichtigen
(Stichwort: Herausreißen der Kabel aus dem Stecker/Gerät).
Stimmt, hab ich noch gar nicht drüber nach gedacht.

[...]
Post by Michael Lange
Post by Johannes Bauer
... Irgendwie trau ich mich aber trotzdem nicht, den Kurzschlußstrom
gegen Erde (= mich) zu messen, ich hab da immer ein sehr ungutes Gefühl
und bin echt vorsichtig. Scheint aber dann ja wirklich klein zu sein.
Vorsicht! Erst noch mal gründlich darüber nachdenken! Wenn du den
Stecker "richtig" gesteckt hast, wird es vielleicht deine letzte
Messung! :-(
Ja genau, daran dachte ich auch... deswegen ja auch mein sehr mulmiges
Gefühl. Eigentlich ist die Messung eigentlich eh Unsinn, so sehr
interessiert mich's jetzt auch nicht, dass ich gegen mich gemessen
hätte. Ist mir einfach zu gefährlich.
Post by Michael Lange
Wozu willst du überhaupt einen Kurzschlußstrom messen!? Wenn schon gegen
Erde messen, dann aber bitte den Schutzkontakt nehmen!
Hat der Schutzleiter eigentlich immer selbes Potential wie ich? Müßte er
ja, um zu funktionieren.

Aber um mal ganz dumm zu fragen: Welches Potentialniveau ist das denn
dann überhaupt (im Vergleich zu unserem Stomnetz)? Wie bekommen es denn
die Versorger hin, dass ihr Schutzleiter/Neutralleiter auf dem selben
Potential liegt wie mein Haus? Haben die irgendwo riesige Kabel einfach
in die Erde gesteckt? Und wieso machen die das überhaupt: wenn das
Stromnetz von der Erde potentialgetrennt wäre könnte man keinen Schlag
kriegen, wenn man nur einen Pol anfässt. Ist der Grund vielleicht der,
dass dann das Schutzleiterprinzip nicht mehr funktionieren würe?
Post by Michael Lange
Um das, was du feststellen willst, erkennen zu können, mußt du so
vorgehen: An der Steckdose eine kleine Last anschließen, und die
Spannung gegen den Schutzleiter (Erde) messen. Wenn die Phase über den
Schalter geht und dieser geöffnet ist, dann ist die Spannung ca. 0V,
sonst ca. Netzspannung (jeh nach dem, wie klein die Last ist, und von
welchem Kontakt der Steckdose du gegen den Schutzleiter mißt).
Danke!
Post by Michael Lange
Aber nochmals: Tue das nicht! Baue dir dafür einen Kasten mit einem
2-poligen Relais.
Nochmals danke, ich werd's nicht tun. Die Überlegungen alleine haben
schon sehr zum Verständnis beigetragen.

Viele Grüße,
Johannes
Michael Lange
2005-08-03 15:14:31 UTC
Permalink
Hallo Johannes,

noch ein paar Ergänzungen und Anmerkungen. Für weitergehende
Informationen empfehle ich geeignete Fachliteratur für den
Elektroinstallateur.
Post by Johannes Bauer
Post by Michael Lange
Vorweg: Man sollte niemals(!) Annahmen darüber treffen, wierum ein
Stecker in der Steckdose steckt, respektive an welchem Kontakt einer
Verlägerung o.ä. Phase und Nulleiter sind. Das hat schon zu viele Leben
gekostet!
Nein, das mache ich normalerweise(tm) auch nicht... es war in dem
speziellen Fall nur als zusätzliche Schutzmaßnahme gedacht.
Und das ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Etwas, was sich durch
einfachen, bestimmungsgemäßen Gebrauch außer Kraft setzen lässt, hat
niemals auch nur im entferntesten etwas mit einer Schutzmaßnahme gemein.
Post by Johannes Bauer
Post by Michael Lange
Wenn das Stromnetz "ganz" abgetrennt werden soll, müssen _immer_ alle
stromführenden Verbindungen unterbrochen werden! Also Phase(n) und
Nulleiter. Der Schutzleiter kann unter besonderen Bedingungen auch mit
unterbrochen werden, jedoch muß er dann durch speziell konstruierte
Kontaktsätze _nach_ allen anderen Verbindungen geöffnet, und _vor_ allen
anderen Verbindungen wieder geschlossen werden.
Macht es Sinn, den Schutzleiter abzutrennen? Ist der Grund für die
zeitverzögerte Öffnung/Schließung des Schutzleiters der, dass es
anderenfalls in dem Zeitraum, in dem die Phase schon wieder
durchgeschaltet ist, der Schutzleiter aber noch nicht ein Fehlstrom
ungehindert fließen kann? Was ist, wenn ein Relais alle drei Kontakte
quasi "zeitgleich" schaltet?
Es gibt genug solche Anwendungsfälle, der einfachste ist eine ganz
normale Steckdose. Da erübrigt sich sicher die Frage nach dem Sinn ;-)

Und richtig, der Grund für das dann notwendige zeitverzögerte
Öffnen/Schließen des Kontakts für den Schutzleiter ist, alle berührbaren
Teile auf Erdpotential zu ziehen, _bevor_ diese bspw. durch einen Defekt
(Kurzschluß zwischen Verbraucher und Gehäuse) ein unzulässiges,
gefährliches Potential entstehen kann.
Post by Johannes Bauer
Post by Michael Lange
Nach diesem Prinzip ist bspw. auch eine Schutzkontaktsteckdose
konstruiert, ebenso ist das bei Kabelanschlüssen zu berücksichtigen
(Stichwort: Herausreißen der Kabel aus dem Stecker/Gerät).
Stimmt, hab ich noch gar nicht drüber nach gedacht.
Mach mal einen spaßeshalber Schukostecker auf. Ob das Kabel wirklich
richtig angeschlossen ist, siehst du daran, das nicht nur alle drei
Adern angeklemmt sind, sondern die grün-gelbe entweder ein Stück länger
als die beiden anderen und/oder die Klemme für den Schutzleiter näher an
der Zugentlastung ist, als die beiden anderen. Zur Kontrolle kann man
ggf. auch die Zugentlastung lösen und mäßig am Kabel ziehen (nichts
abreißen). Die grün-gelbe Ader muß noch eine Längen-"Reserve" haben,
wenn die anderen beiden straff gespannt sind.
Post by Johannes Bauer
[...]
Post by Michael Lange
Post by Johannes Bauer
... Irgendwie trau ich mich aber trotzdem nicht, den Kurzschlußstrom
gegen Erde (= mich) zu messen, ich hab da immer ein sehr ungutes Gefühl
und bin echt vorsichtig. Scheint aber dann ja wirklich klein zu sein.
Vorsicht! Erst noch mal gründlich darüber nachdenken! Wenn du den
Stecker "richtig" gesteckt hast, wird es vielleicht deine letzte
Messung! :-(
Ja genau, daran dachte ich auch... deswegen ja auch mein sehr mulmiges
Gefühl. Eigentlich ist die Messung eigentlich eh Unsinn, so sehr
interessiert mich's jetzt auch nicht, dass ich gegen mich gemessen
hätte. Ist mir einfach zu gefährlich.
Post by Michael Lange
Wozu willst du überhaupt einen Kurzschlußstrom messen!? Wenn schon gegen
Erde messen, dann aber bitte den Schutzkontakt nehmen!
Hat der Schutzleiter eigentlich immer selbes Potential wie ich? Müßte er
ja, um zu funktionieren.
Der Schutzleiter hat normalerweise(tm) Erdpotential. Bis du immer dieses
Potential hast, wirst du hoffentlich noch eine Weile leben ;-)

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, ein anderes Potential zu haben,
einfachstes Beispiel sind elektrostatische Ladungen, bemerkbar durch die
Entladungs-Neben-Effekte.

Gefährlich ist ein unwissentliches Arbeiten "unter Spannung". Wenn du
genügend gegen Erde isoliert bist, merkst du das garnicht. Erst durch
das Berühren des Schutzleiters (oder eines Schaltungsteils mit einem
anderen Potential wie Nulleiter oder 2. bzw. 3. Phase) fließt ein
gefährlicher Strom durch deinen Körper.
Viele Fragen, eine klare Sache für den Fachmann, dem Laien oft ein Rätsel.

Um alles hinreichend zu erläutern, müßte ich hier eigentlich alle
Schutzmaßnahmen und Netzarten erläutern, aber das sprengt wohl diesen
Post by Johannes Bauer
... Welches Potentialniveau ist das denn
dann überhaupt (im Vergleich zu unserem Stomnetz)? Wie bekommen es denn
die Versorger hin, dass ihr Schutzleiter/Neutralleiter auf dem selben
Potential liegt wie mein Haus? Haben die irgendwo riesige Kabel einfach
in die Erde gesteckt?
Nicht nur beim Versorger, sondern hoffentlich auch in deinem Haus,
steckt quasi ein Kabel in der Erde, der sog. Erder. Der ist mit dem
Schutzleiter verbunden, übrigens auch metallische Wasserleitungen,
Heizungsrohre u.ä.

Schutzleiter und Neutralleiter (auch Nulleiter genannt) sind zwei ganz
verschiedene Dinge! Deshalb ist der Schrägstrich zwischen ihnen (deine
Schreibweise) falsch! Eine Ausnahme ist die "klassische Nullung", bei
der beide Leiter in der ortsfesten Installation zusammengefasst werden.
Spätestens ab der Steckdose sind sie aber wieder getrennt!
Post by Johannes Bauer
Und wieso machen die das überhaupt: wenn das
Stromnetz von der Erde potentialgetrennt wäre könnte man keinen Schlag
kriegen, wenn man nur einen Pol anfässt. Ist der Grund vielleicht der,
dass dann das Schutzleiterprinzip nicht mehr funktionieren würe?
Das wird zu deinem Schutz gemacht, nennt sich deswegen auch
Schutzmaßnahme. Die Gefahr bei einem potentialgetrennten, d.h.
isolierten Netz liegt im notwendigerweise weiterhin vorhandenem 2.
Leiter. Dieser könnte anderswo Verbindung zur Erde haben.
Bei der Schutzmaßnahme Schutzerdung wird der Schutzleiter verwendet, um
einerseits die Entstehung eines unzulässigen Potentials an berührbaren,
metallischen Teilen zu verhindern. Als Nebeneffekt wird die Sicherung
oder ein evtl. vorhandener FI-Schutzschalter ausgelöst, bevor
schlimmeres passieren kann.

Kurz und unfachmännisch: Ohne Schutzleiter kein Schutzleiterprinzip ;-)


Michael
--
Schreibt zusammen, was zusammengehört.
Klaus Butzmann
2005-08-04 09:20:52 UTC
Permalink
Post by Joerg
Hallo Johannes,
Vorweg: Man sollte niemals(!) Annahmen darüber treffen, wierum ein
Stecker in der Steckdose steckt, respektive an welchem Kontakt einer
Verlägerung o.ä. Phase und Nulleiter sind. Das hat schon zu viele
Leben gekostet!
Doch, immer die ungünstigste :-)
Michael Lange
2005-08-04 15:50:26 UTC
Permalink
Post by Klaus Butzmann
Doch, immer die ungünstigste :-)
Lustig, aber trotzdem Unsinn.


Ohne Gruß.
--
Schreibt zusammen, was zusammengehört.
Harald Wilhelms
2005-08-03 06:19:46 UTC
Permalink
Post by Johannes Bauer
heute habe ich ein seltsames Phänomen beobachtet: ich habe einen
also ein kleines Kästchen, das vorne einen Stecker hat und auf dem
gleich wieder eine Steckdose sitzt
Naja auf jeden Fall wollte ich das Stromnetz ganz abtrennen; da das aber
ja nur 1 Schließer ist, musste ich bestimmen, wie rum ich den Stecker in
die Steckdose stecke. Also Phasenprüfer geholt: der eine Pol leuchtet
nicht, der andere leuchtet aber. Also Stecker gedreht und nochmal
gemessen. Der eine leuchtet nicht, der andere aber wieder!
Dann habe ich probiert, den Fußschalter zu drücken und loszulassen: in
einer Position veränderte sich das Licht nicht (offenbar Phase direkte
Verbdinung), in der anderen wurde es nach drücken des Tasters merklich
heller (offenbar Neutral mit direkter Verbindung, Phase durch den Taster).
Hallo Johannes,
aus diesem Grund nennt man Dein "Messgerät" auch Lügenstift.
Gruss
Harald
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