Hallo Johannes,
noch ein paar Ergänzungen und Anmerkungen. Für weitergehende
Informationen empfehle ich geeignete Fachliteratur für den
Elektroinstallateur.
Post by Johannes BauerPost by Michael LangeVorweg: Man sollte niemals(!) Annahmen darüber treffen, wierum ein
Stecker in der Steckdose steckt, respektive an welchem Kontakt einer
Verlägerung o.ä. Phase und Nulleiter sind. Das hat schon zu viele Leben
gekostet!
Nein, das mache ich normalerweise(tm) auch nicht... es war in dem
speziellen Fall nur als zusätzliche Schutzmaßnahme gedacht.
Und das ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Etwas, was sich durch
einfachen, bestimmungsgemäßen Gebrauch außer Kraft setzen lässt, hat
niemals auch nur im entferntesten etwas mit einer Schutzmaßnahme gemein.
Post by Johannes BauerPost by Michael LangeWenn das Stromnetz "ganz" abgetrennt werden soll, müssen _immer_ alle
stromführenden Verbindungen unterbrochen werden! Also Phase(n) und
Nulleiter. Der Schutzleiter kann unter besonderen Bedingungen auch mit
unterbrochen werden, jedoch muß er dann durch speziell konstruierte
Kontaktsätze _nach_ allen anderen Verbindungen geöffnet, und _vor_ allen
anderen Verbindungen wieder geschlossen werden.
Macht es Sinn, den Schutzleiter abzutrennen? Ist der Grund für die
zeitverzögerte Öffnung/Schließung des Schutzleiters der, dass es
anderenfalls in dem Zeitraum, in dem die Phase schon wieder
durchgeschaltet ist, der Schutzleiter aber noch nicht ein Fehlstrom
ungehindert fließen kann? Was ist, wenn ein Relais alle drei Kontakte
quasi "zeitgleich" schaltet?
Es gibt genug solche Anwendungsfälle, der einfachste ist eine ganz
normale Steckdose. Da erübrigt sich sicher die Frage nach dem Sinn ;-)
Und richtig, der Grund für das dann notwendige zeitverzögerte
Öffnen/Schließen des Kontakts für den Schutzleiter ist, alle berührbaren
Teile auf Erdpotential zu ziehen, _bevor_ diese bspw. durch einen Defekt
(Kurzschluß zwischen Verbraucher und Gehäuse) ein unzulässiges,
gefährliches Potential entstehen kann.
Post by Johannes BauerPost by Michael LangeNach diesem Prinzip ist bspw. auch eine Schutzkontaktsteckdose
konstruiert, ebenso ist das bei Kabelanschlüssen zu berücksichtigen
(Stichwort: Herausreißen der Kabel aus dem Stecker/Gerät).
Stimmt, hab ich noch gar nicht drüber nach gedacht.
Mach mal einen spaßeshalber Schukostecker auf. Ob das Kabel wirklich
richtig angeschlossen ist, siehst du daran, das nicht nur alle drei
Adern angeklemmt sind, sondern die grün-gelbe entweder ein Stück länger
als die beiden anderen und/oder die Klemme für den Schutzleiter näher an
der Zugentlastung ist, als die beiden anderen. Zur Kontrolle kann man
ggf. auch die Zugentlastung lösen und mäßig am Kabel ziehen (nichts
abreißen). Die grün-gelbe Ader muß noch eine Längen-"Reserve" haben,
wenn die anderen beiden straff gespannt sind.
Post by Johannes Bauer[...]
Post by Michael LangePost by Johannes Bauer... Irgendwie trau ich mich aber trotzdem nicht, den Kurzschlußstrom
gegen Erde (= mich) zu messen, ich hab da immer ein sehr ungutes Gefühl
und bin echt vorsichtig. Scheint aber dann ja wirklich klein zu sein.
Vorsicht! Erst noch mal gründlich darüber nachdenken! Wenn du den
Stecker "richtig" gesteckt hast, wird es vielleicht deine letzte
Messung! :-(
Ja genau, daran dachte ich auch... deswegen ja auch mein sehr mulmiges
Gefühl. Eigentlich ist die Messung eigentlich eh Unsinn, so sehr
interessiert mich's jetzt auch nicht, dass ich gegen mich gemessen
hätte. Ist mir einfach zu gefährlich.
Post by Michael LangeWozu willst du überhaupt einen Kurzschlußstrom messen!? Wenn schon gegen
Erde messen, dann aber bitte den Schutzkontakt nehmen!
Hat der Schutzleiter eigentlich immer selbes Potential wie ich? Müßte er
ja, um zu funktionieren.
Der Schutzleiter hat normalerweise(tm) Erdpotential. Bis du immer dieses
Potential hast, wirst du hoffentlich noch eine Weile leben ;-)
Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, ein anderes Potential zu haben,
einfachstes Beispiel sind elektrostatische Ladungen, bemerkbar durch die
Entladungs-Neben-Effekte.
Gefährlich ist ein unwissentliches Arbeiten "unter Spannung". Wenn du
genügend gegen Erde isoliert bist, merkst du das garnicht. Erst durch
das Berühren des Schutzleiters (oder eines Schaltungsteils mit einem
anderen Potential wie Nulleiter oder 2. bzw. 3. Phase) fließt ein
gefährlicher Strom durch deinen Körper.
Viele Fragen, eine klare Sache für den Fachmann, dem Laien oft ein Rätsel.
Um alles hinreichend zu erläutern, müßte ich hier eigentlich alle
Schutzmaßnahmen und Netzarten erläutern, aber das sprengt wohl diesen
Post by Johannes Bauer... Welches Potentialniveau ist das denn
dann überhaupt (im Vergleich zu unserem Stomnetz)? Wie bekommen es denn
die Versorger hin, dass ihr Schutzleiter/Neutralleiter auf dem selben
Potential liegt wie mein Haus? Haben die irgendwo riesige Kabel einfach
in die Erde gesteckt?
Nicht nur beim Versorger, sondern hoffentlich auch in deinem Haus,
steckt quasi ein Kabel in der Erde, der sog. Erder. Der ist mit dem
Schutzleiter verbunden, übrigens auch metallische Wasserleitungen,
Heizungsrohre u.ä.
Schutzleiter und Neutralleiter (auch Nulleiter genannt) sind zwei ganz
verschiedene Dinge! Deshalb ist der Schrägstrich zwischen ihnen (deine
Schreibweise) falsch! Eine Ausnahme ist die "klassische Nullung", bei
der beide Leiter in der ortsfesten Installation zusammengefasst werden.
Spätestens ab der Steckdose sind sie aber wieder getrennt!
Post by Johannes BauerUnd wieso machen die das überhaupt: wenn das
Stromnetz von der Erde potentialgetrennt wäre könnte man keinen Schlag
kriegen, wenn man nur einen Pol anfässt. Ist der Grund vielleicht der,
dass dann das Schutzleiterprinzip nicht mehr funktionieren würe?
Das wird zu deinem Schutz gemacht, nennt sich deswegen auch
Schutzmaßnahme. Die Gefahr bei einem potentialgetrennten, d.h.
isolierten Netz liegt im notwendigerweise weiterhin vorhandenem 2.
Leiter. Dieser könnte anderswo Verbindung zur Erde haben.
Bei der Schutzmaßnahme Schutzerdung wird der Schutzleiter verwendet, um
einerseits die Entstehung eines unzulässigen Potentials an berührbaren,
metallischen Teilen zu verhindern. Als Nebeneffekt wird die Sicherung
oder ein evtl. vorhandener FI-Schutzschalter ausgelöst, bevor
schlimmeres passieren kann.
Kurz und unfachmännisch: Ohne Schutzleiter kein Schutzleiterprinzip ;-)
Michael
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